„Randau – Gut und Dorf in Vorzeit und Gegenwart“

von Max Hennige

Magna di curant, parva neglegunt.

Großes erfreut sich der himmlischen Sorge, kleiner Dinge achten sie nicht.

So  sprachen es einst die Stoiker aus. Aber auch die Menschen treiben es nicht anders als die Götter. Dem Großartigen, Vollendeten jubeln sie zu,  laufen sie nach. Das Blümlein, das bescheiden am Wege blüht, zertritt ihr rauher Fuß. Und doch – manch Vergißmeinnicht duftet zarter und lächelt uns lieblicher als eine Wasserrose, die aufgeblasen auf den ungewissen Wellen treibt. Wie leicht entzieht die Flut einmal ihre Gunst und die Prahlende sinkt hinab.
Auch dem stillen Winkel am Elbenauer Werder sind die Geschichte und ihre Chronisten nicht hold gewesen. Besonders die alten haben uns redlich mit Schweigen bedacht. Das ist recht wenig angenehm. Denn so wissen wir aus jenen Zeiten, da die Welt schon mehrere Jahrhunderte nach Christi Geburt zählte, immer noch nichts Genaues über die Randauer Gegend. Da müssen wir schon etwas Einbildungskraft zu Hilfe nehmen, wenn wir uns unterfangen, in das frühere Mittelalter eindringen zu wollen. Diese Einbildungskraft haben aber nun verschiedene Leute nach verschiedenen Seiten wirken lassen, so dass auch verschiedene Ansichten zutage kamen. Der Leser darf mit einigen der wichtigsten nicht verschont werden. In aller Kürze sollen sie ihn auf die späteren Tatsachen hinleiten.
Ein nicht gut zu entscheidender Streitpunkt ist zunächst, ob der Randauer Landstrich in alter Zeit zum Wendengau Morzana oder zum Gebiet des deutschen Stammes der Nordthüringer gehört hat. Die Slaven benutzten die Gegend von Magdeburg gern zu Einfällen in germanisches Land. Mehr als ein Andenken haben sie hinterlassen. Ansiedlungen wurden gegründet, von denen noch heute Dörfer, Felder und Wälder ihre Namen herleiten. Pretzin und Plötzky erweisen sich unschwer als slavischen Ursprungs. Desgleichen augenscheinlich der „Grebs“ (heute meist Göbsch oder Göbs), ein Teil der Randauer Feldflur. Der Name Randau dagegen scheint gleich Elbenau völlig deutsch. Die Au am Rande der alten Elbe ist eine einleuchtende Erklärung. Manchen Forschern gab jedoch die alte Form Randaw oder Randow zu denken. Mit dieser Schreibart kennt die Geographie nämlich einen Fluss, der eine Strecke weit die Ukermark von Pommern trennt. Auch in den Kreisen Ostpriegnitz und Grimmen finden sich Dörfer namens Randaw. In beiden Fällen gehört das Wort sicher der Wendensprache an und könnte etwa mit Grenzau verdeutscht werden. Am meisten scheint für den Gau Morzana ein Fundort in der Feldmark zu sprechen. Etwa zwei Kilometer vom heutigen Dorfe entfernt liegt – ein etwas erhöhtes Ackerstück – der Finkenherd. Dort wurden bei landwirtschaftlichen Arbeiten nach und nach eine größere Anzahl Urnen zutage gefördert. Es liegt nahe, hier einen Begräbnisplatz der Wenden anzunehmen. Denn diese sammelten die Asche ihrer Toten in Urnen und setzten sie in der Nähe des Hauses, später gemeinsam im Feld und auf Hügeln bei. Da man meist unverhofft auf solche Funde stieß und deshalb selten mehr als Scherben zu sehen bekam, ließ sich leider aus etwa beigegebenen Schmuckgegenständen nichts Genaueres schließen.
Im Jahre 806 schlägt Karl der Jüngere den Stamm der Sorben zwischen Elbe und Saale und gründet feste Plätze bei Halle und Magdeburg. Die Heveller, unter deren Pflug das Land dort bis dahin wohl stand, werden langsam über die Elbe zurückgedrängt. Ueber die Elbe – d.h. über den damals einzig bestehenden Ostarm, heute alte Elbe genannt.
Aus der Zeit von 840 stammt folgende Bemerkung: „Tradiderunt Ado et Odo monasterio corbejensi quidquid habuerunt in Villis Westeros, Saltbeke, Waldeslef et Olva.“ „Es schenkten Ado und Odo dem Kloster Corvei ihre Besitzungen in den Orten Westerhüsen, Salbke, Welsleben und —  —.“ Ueber Olva hören wird von F. Winter (Wanderungen durch den Elbenauer Werder): „Wie es scheint, ist Olva hier nichts anderes als Elbenau. In diesem Falle muss allerdings die Insel zum Nordthüringau gehört haben. Denn Corvei erhält wohl vielerlei Besitzungen in diesem Gau, keine einzige aber im wendischen Gau Morzane.“
Bis zum Jahre 968 bildet die fragliche Gegend einen Teil  des Magdeburger Sprengels. In diesem Jahre findet eine Abgrenzung statt. – Nach dem Jahre 1000 tritt eine große Veränderung ein. Die Elbe bahnt sich ein neues Bett, das 1016 urkundlich bestätigt ist: Ein Salbke gegenüber liegender Wald wird „der von der alten und neuen Elbe“ genannt. 
Das heutige Randau liegt auf der von diesen beiden Elbarmen gebildeten Insel, die eine Länge von etwa 17 km hat bei einer größten Breite von 5 km. Die Luftlinie nach Magdeburg und Gommern beträgt je eine Meile.Wir haben gesehen, dass ein Streit über frühere Bewohner unseres Ländchens  müßig ist. Besser, wir schlagen einen Mittelweg ein und geben eine alte slavische Bevölkerung zu, die dann nach 806 der deutschen Streitaxt weichen muss.
Im Jahre 806 schlägt Karl der Jüngere den Stamm der Sorben zwischen Elbe und Saale und gründet feste Plätze bei Halle und Magdeburg. Die Heveller, unter deren Pflug das Land dort bis dahin wohl stand, werden langsam über die Elbe zurückgedrängt. Ueber die Elbe – d.h. über den damals einzig bestehenden Ostarm, heute alte Elbe genannt.
Aus der Zeit von 840 stammt folgende Bemerkung: „Tradiderunt Ado et Odo monasterio corbejensi quidquid habuerunt in Villis Westeros, Saltbeke, Waldeslef et Olva.“ „Es schenkten Ado und Odo dem Kloster Corvei ihre Besitzungen in den Orten Westerhüsen, Salbke, Welsleben und —  —.“ Ueber Olva hören wird von F. Winter (Wanderungen durch den Elbenauer Werder): „Wie es scheint, ist Olva hier nichts anderes als Elbenau. In diesem Falle muss allerdings die Insel zum Nordthüringau gehört haben. Denn Corvei erhält wohl vielerlei Besitzungen in diesem Gau, keine einzige aber im wendischen Gau Morzane.“
Bis zum Jahre 968 bildet die fragliche Gegend einen Teil  des Magdeburger Sprengels. In diesem Jahre findet eine Abgrenzung statt. – Nach dem Jahre 1000 tritt eine große Veränderung ein. Die Elbe bahnt sich ein neues Bett, das 1016 urkundlich bestätigt ist: Ein Salbke gegenüber liegender Wald wird „der von der alten und neuen Elbe“ genannt. 
Das heutige Randau liegt auf der von diesen beiden Elbarmen gebildeten Insel, die eine Länge von etwa 17 km hat bei einer größten Breite von 5 km. Die Luftlinie nach Magdeburg und Gommern beträgt je eine Meile.Wir haben gesehen, dass ein Streit über frühere Bewohner unseres Ländchens  müßig ist. Besser, wir schlagen einen Mittelweg ein und geben eine alte slavische Bevölkerung zu, die dann nach 806 der deutschen Streitaxt weichen muss.
Nun drängt sich aber die Frage auf: Seit wann gibt es denn ein Dorf Randau? Möglich ist also schon eine wendische Niederlassung, die zur Zeit der Grenzkämpfe verödete. Vielleicht haben wir auch einen Rest dieser Ansiedlung in dem in der Kreuzhorst gelegenen „Kulenhagen“ vor uns, dessen Name der Wendensprache angehören soll. Dieser Kulenhagen ist

Als der zweite Elbarm entstanden war, scheint die Stadt Magdeburg an einer durch die alte Elbe führenden Furt eine Burg angelegt zu haben. Gründe dafür boten Handel und unsichere Grenzen. Zur Zeit Barbarossas, etwa um 1160, könnte dann ein Dorf gegründet sein, vielleicht ziemlich weit von der Burg entfernt. Kaiser Friedrich I. lässt nämlich einen Teil des ehemals wendischen Besitzes durch niederländische Kolonisten besiedeln. Die Ritter in der Zollfeste Randau machen sich nach und nach von ihrer Mutterstadt frei. Nach dem Faustrecht des Mittelalters vergreifen sie sich an den Elbfrachten und anderes mehr. Auch ist die Burg der Beratungsplatz derjenigen Ritter, die sich mit dem Erzbischof Burkhard verfeindet hatten. Dieser hatte sich stolz über die Adligen erhoben und ihre Sitten und ihren Lebenswandel angegriffen, obgleich er selbst aus ihren Reihen stammte. Die erbitterten Ritter hatten sogar versucht, den Fürsten in ihre Gewalt zu bekommen, doch hatten die Magdeburger diesen Streich vereitelt. Die Stadt ließ dafür das Raubritternest dem Erdboden gleich machen, wie die Schöppenchronik berichtet: bi  fiden tiden wunnen  dusse borger dat hus to Randauwe und breken dat und vorstordent, – Die Ansiedler erkennen nun bald die Nähe der Burgruine auf dem Göbs als günstigen Platz für ihr Dorf, und schon 1309 sind adliges Gut und Bauerngemeinde Randau dorthin zusammengerückt, wo der Besucher unseres Winkels sie noch heute findet.

So in knappen Zügen die „prähistorische“ Entwicklung des Ortes, der uns in diesem Buche beschäftigen soll. Jetzt gilt es die Zügel der schweifenden Gedanken straffer zu ziehen und sittsam dem Wenigen zu folgen, was die Geschichte uns an Tatsachen über Randau und Randaus Besitzer überliefert hat.