Die Orte Randau und Calenberge, aus denen die Gemeinde besteht, liegen malerisch eingebettet zwischen Elbe und dem Naturschutzgebiet „Kreuzhorst“ am südöstlichen Stadtrand Magdeburgs.

Die 1994 vollzogene Eingemeindung zur Stadt Magdeburg hat den ländlichen Charakter beider Orte nicht wesentlich verändert. Man spürt hier herzlich wenig vom Lärm und der Hektik der Landeshauptstadt – nur die günstige Verkehrsanbindung über die Magdeburger Verkehrsbetriebe erinnert daran, zur Stadt zu gehören.

Der Erholungsfaktor, den die Magdeburger erst nach einer gewissen Anfahrt in der Kreuzhorst finden, blieb erhalten. Den haben die Bewohner der beiden Orte unmittelbar vor der Haustür und wissen das sehr wohl zu schätzen….

Abgesehen von der schon genannten Kreuzhorst bieten Randau und Calenberge jedoch noch viele andere Dinge, die man kennenlernen sollte – nicht nur für Randauer und Calenberger eine spannende Entdeckungsreise …

 

 

Von Gewässern umgeben


Randau ist von zahlreichen Gewässern umgeben. Die jahreszeitlichen Veränderungen des Wasserstandes der Elbe wirken sich prägend auf die Landschaft, und im Falle von Hochwässern auch auf den Menschen aus. Die Wasserqualität der Elbe hat sich in den vergangenen Jahren sehr verbessert, so dass der Fluss heute wieder die Heimat zahlreicher Fischarten ist. Nach der erfolgreichen Wiedereinbürgerung des Lachses laufen zur Zeit Versuche zur Wiederansiedlung des Störs in der Elbe. Bevor der Fluss durch Deiche in sein heutiges Bett gezwängt wurde, führten Auswaschung und Sedimentation zu einer stetigen Veränderung des Flusslaufes.



Durch die heutige Alte Elbe, die sich wie eine Schlange durch die Landschaft zwischen Dornburg und Magdeburg windet, floss im Mittelalter der Hauptstrom der Elbe. Randau lag damals also am Westufer der Elbe. Bis zum Bau des Umflutkanals (1876) war die alte Elbe schiffbar und an der Stelle, an der heute die Landstraße die alte Elbe überquert, befand sich früher eine Fähre. Noch heute kann man das bei Hochwasser erahnen. Wenn alle paar Jahre die alte Elbe über die Ufer tritt und die Landstraße überschwemmt, wird Randau tatsächlich zu einer Insel in der Elbaue.

Durch Deiche ist die Alte Elbe heute vom Hauptstrom getrennt. Überschüssiges Wasser kann durch das Pechauer Siel (an der Landstraße zwischen Calenberge und Pechau gelegen und im Jahr 2011 saniert) in den Umflutkanal bei Pechau abfließen. Weil die Alte Elbe kaum noch durchströmt wird, kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu einer stetigen Verlandung – das Gewässer wächst mehr und mehr mit Schilf zu. Alte Randauer erinnern sich noch heute an den fröhlichen Badebetrieb an der alten Badestelle, wo sich heute eine Sumpflandschaft erstreckt. Auch gelegentliches Ausbaggern von Schilf und Schlamm konnte diese Entwicklung nicht stoppen. Durch den Wechsel von offenen Wasserflächen und geschlossenen Röhrichtbeständen mit Schilf und Rohrkolben ist die Alte Elbe ein sehr artenreiches Gewässerökosystem und beherbergt außerordentlich viele seltene Tier- und Pflanzenarten.


Am auffälligsten sind sicherlich die in den vergangenen Jahren zahlreicher gewordenen Elbebiber. Wer abends am Wasser in der Umgebung von Randau unterwegs ist, bekommt recht häufig einen dieser großen Nager zu Gesicht.




Das Wasser beherbergt jedoch auch eine Vielzahl von Kleinlebewesen. In einer Untersuchung im Jahr 1999 wurden 227 Arten von Insekten, Krebsen, Schnecken und Muscheln gefunden – 37 davon stehen auf der Roten Liste der in Sachsen Anhalt vom Aussterben bedrohten Tierarten (Lüderitz, et al., 2000). Darunter waren 38 Libellenarten, verschiedene Köcher- und Eintagsfliegen, 62 Wasserkäferarten, 18 Schnecken- und 9 Muschelarten.



Überregionales Interesse fand im Jahr 2000 die Entdeckung einer ausgewachsenen Europäischen Sumpfschildkröte (Emys orbicularis), die bis dahin als in Sachsen Anhalt ausgestorben galt. Die 18 cm lange und 1 kg schwere Schildkröte wurde nach wissenschaftlicher Untersuchung (Pellmann & Lüderitz, 2000) in die Natur zurückgesetzt und ist hoffentlich noch heute in der Alten Elbe unterwegs. Das Vorkommen dieser in Deutschland vom Aussterben bedrohten Reptilien verdeutlicht den ökologischen Wert der Alten Elbe und die Verpflichtung, diesen besonderen Lebensraum für zukünftige Generationen zu erhalten.


Neben der Alten Elbe gibt es im Bereich der Randauer Elbaue zahlreiche weitere kleine Seen. Dies sind meist Altwässer – langgestreckte wassergefüllte Mulden im Gelände, die früher mit der Elbe verbunden waren. Die Pegelschwankungen der Elbe bewirken auch in diesen Seen starke Wasserstandschwankungen, die manchmal sogar zur Überschwemmung der umliegenden Auenwälder führen. Dies führt gelegentlich sogar zur direkten Anbindung an die Elbe und damit zum Beispiel zur Zu- oder Abwanderung von Fischen.


Gefährdet sind die Altwässer jedoch nicht durch die Fluten. Durch die Schiffbarmachung der Elbe  wurde die Strömungsgeschwindigkeit erhöht und so vertieft der Strom beständig sein eigenes Bett. Dadurch kommt es zu sinkenden Grundwasserständen in der Elbaue und damit zu einer beschleunigten Verlandung der Seen.

Neben den langgestreckten Altwässern finden sich auch einige runde Kolke in der Landschaft rund um Randau. Diese teilweise recht tiefen Seen sind durch Erosion der Flussaue bei Hochwasser oder Deichbrüchen entstanden.


Eine Sonderstellung nimmt das Randauer Baggerloch ein. Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich nicht um einen natürlichen See, sondern um ein durch den Abbau von Kies entstandenes künstliches Gewässer. Durch seine Lage vor dem Elbdeich wird es bei Hochwasser immer wieder von der Elbe durchflossen. Im Sommer ist das Baggerloch ein beliebtes Naherholungsziel für Badegäste und Angler.



Durch ihr unterschiedliches Alter (und damit unterschiedlichen Grad der Verlandung), ihre enge Verzahnung mit der Landschaft und die jahreszeitlichen Veränderungen stellen die Auengewässer extrem diverse Lebensräume dar. Sie gehören damit zu den artenreichsten Gewässern in Mitteleuropa. Neben den oben genannten zahlreichen Tierarten beherbergen sie die für nährstoffreiche Flachseen typische Fischfauna: Rotauge, Brachsen, Rotfeder, Schleie, Karpfen, Barsch und Hecht. Dies erfreut nicht nur die Angler (www.angeln-randau.de), sondern auch Fischadler, Graureiher und Eisvogel.  

 

Dr. Matthias Koschorreck