Umgebung / Kirche „St. Georg“, Calenberge
Die Geschichte der Dorfkirche St. Georg in Calenberge
Calenberge gehört zu den jüngsten Dörfern der Magdeburger Elbaue. 1309 wird in einer Urkunde des Klosters Berge, zu dem die Gemarkung des Dorfes gehörte, der Pfarrer Konrad von Kalenberge erwähnt. Es kann daher angenommen werden, dass es zu dieser Zeit hier bereits ein Gotteshaus gegeben hat.
Die Kirche, wie wir sie heute sehen, stammt aus dem Jahre 1882. Sie ist auf der gleichen Stelle errichtet, auf der davor die alte Dorfkirche stand. Diese wurde abgerissen, da der Bau düster und eng und der Turm baufällig geworden war. Die im Jahr 1708 von Johann Gottfried Wentzeit gegossene Bronzeglocke konnte mit in den neuen, 32 Meter hohen Turm mit spitzem Faltdach eingebaut werden. Die neue Kirche ist im Stil der Neo-Romanik errichtet worden. Als Baumaterial fanden gelbe Klinker und Sandstein Verwendung. Nach der Bauform handelt es sich um eine Saalkirche. Das Langhaus zieht sich in Ost-West-Richtung mit eingezogenem Chor am Ostgiebel (runder Chorschluss). Der Turm steht mit annähernd quadratischem Grund riss mittig am Westgiebel. Die kleine, angebaute Sakristei an der nördlichen Längsseite hat einen separaten Eingang und Durchgang zum Kirchenraum. Der Eingang in den Kirchenraum befindet sich in der südlichen Längswand, ein separater Eingang zum Turm an der Westseite. Ein Durchgang vom Kirchenschiff in den Turm wurde vermauert.
Der Chorraum mit dem Altar ist um zwei Stufen erhöht und ist mit einem Kreuzrippengewölbe versehen; die Kanzlei steht asymmetrisch in der nordöstlichen Ecke des Kirchenschiffes.
Auf der Empore an der westlichen Giebelwand steht die Orgel. Die Westempore, die Kanzel und das Gestühl sind immer noch Teile der ursprünglichen Ausstattung, der Taufstein trägt die Jahreszahl 1888.
Die Bänke im Mittelgang sind symmetrisch angeordnet. Nachträglich wurde der Raum unterhalb der Empore durch eine Holz-Glas-Konstruktion als Winterkirche abgetrennt.
In der Kirche stehen zwei in Messing gefertigte Altarleuchter, die 1664 von Catarina Pieben gestiftet wurden sowie ein vergoldeter Silberkelch.
An den Torpfeilern der Kirchhofmauer befinden sich drei Wappensteine und eine Grabplatte. Das eine Wappen zeigt das Jahr 1594 und den Namen Alemann, ein Magdeburger Patrizier, der ab 1562 Schulze in Kalenberge war und ein Lehngut besaß.
Das zweite Wappen ist vierfeldrig und zeigt Eicheln, Rosen und Fische. Die Unterschrift ist nicht leserlich. Es ist vermutlich das Wappen des Erbauers der Kirche, ein Abt des Klosters Berge.
In der Kirchhofmauer befindet sich ein Wappenstein des Abtes Wolfart des Klosters Berge von 1701. Die Grabplatte trägt die Inschrift „Der Ehrbare Simon Wilde“, vermutlich Schulze oder Schöffe im Dorfe (Mitte des 17. Jahrhunderts).
Ab Juli 1941 übernahm der Westerhüsener Pfarrer Albert Hosenthien vertretungsweise auch die Gemeinde in Calenberge.
Die Restaurierung der Dorfkirche St. Georg
Da über einen langen Zeitraum lediglich notdürftig bauliche Erhaltungsmaßnahmen möglich waren, zeigte sich die Dorfkirche in den letzten Jahren in einem bedenklichen Zustand. 1998 wurde unter der Leitung des Architekten Heinz Mattern aus Magdeburg mit umfangreichen Renovierungsarbeiten begonnen. Möglich wurde dies unter anderem durch Förderungen im Rahmen der Dorferneuerung.
Als man während der Planungsarbeiten entdeckte, dass die Kirche einst farbenfreudig ausgestattet war, entschloss man sich, den Zustand von 1882 wieder herzustellen. Hierzu übernahm die Restauratorin Maria Meussling die Baubegleitung.
In der Baubeschreibung der Maßnahme wird der Bauzustand der seinerzeit 110jährigen Kirche für einige Baubereiche wie folgt beschrieben:
Fassade:
Starke Abwitterungen, insbesondere an den Sandsteinelementen (Sockel, Gesimse), Teile des Turmgesims heruntergefallen. Offene Fugen über größere Bereiche im Naturstein- und Klinkermauerwerk, Abplatzungen im Bodenfries unter dem Turmgesims, Ausbrüche und Ausplatzungen an den Eingangstüren zum Kirchenschiff und zur Sakristei.
Fenster:
Anstrich der Fensterrahmen aus Guss und Holz völlig abgängig, starke Abrostungen, dadurch stellenweise aufgerissene Profile, defekte Scheiben, fehlendes Buntglas in allen Fenstern des Kirchenschiffes, Verkittungen völlig abgängig…
Dach:
Schäden an der Schieferdeckung, Bitumenpappe und Holzschalung, Kupferspitze des Turmdaches stark beschädigt, Kreuz auf dem Turmdach stark angerostet
und und und…
Vergleichen wir die Bilder des Zustandes vor uns nach der Renovierung, so ist es kaum vorstellbar, wie schön die Kirche wieder hergerichtet wurde.
Am 10. Oktober 1999 wurde die Kirche St. Georg, welche in ihrem Innern nunmehr mit der ursprünglichen Farbgebung aufwartet, mit einem Festgottesdienst neu eingeweiht.