Chance oder Untergang?

Zwangsversteigerung:

Chance oder Untergang von „Schloss Randau“ ?

(c) Thomas Rothe

Es ist schon eine seltsame Geschichte, die sich inzwischen um unser als „Schloss Randau“ bezeichnetes Herrenhaus, dessen Wurzeln mindestens bis in das 13. Jahrhundert reichen. Seinerzeit befand sich auf der heute der Schlossmauer gegenüberliegenden Seite, dem „Göb“ eine strategisch wichtige Burg im Besitz eines Thegenardus von Randowe – damit dürfte auch die Herkunft unseres Ortsnamens geklärt sein.

1391 wurden Burg und Gut Randau von den Alvenslebens aus Rogätz als erzbischöfliches Lehen erworben. Kuno von Alvensleben, unter anderem Domherr zu Magdeburg entschloss sich nach 1609, ein Schloss zu errichten, das bereits 1631 mitsamt der Hauskapelle, der Magdeburger Domherren-Curie und einer kostbaren Bibliothek bei Zerstörung der Stadt durch Tilly den Flammen zum Opfer fiel. 

Erst der „Minister Alvensleben in London“, Johann Friedrich Karl von Alvensleben (1714–1795), verlegte den Gutshof weiter nach Süden (auf das Gebiet des heutigen Schlosses Randau), erbaute auf einer Anhöhe nach der Elbe zu wieder ein schönes neues Wohnhaus mit großzügigen Gartenanlagen. 

Sein Nachfolger, Gebhard Johann Achaz von Alvensleben, gab der Anlage in den Grundzügen ihre heutige Gestalt.

Um 1880 erfolgte der Abbruch des Gutshauses. Große Teile des Grundbesitzes wurden von zwei Nachbesitzern veräußert und große Waldbestände abgeholzt.

Im Jahr 1863 wurde die als Rittergut bezeichnete Anlage an den Magdeburger Unternehmer und Kommerzienrat Paul Hennige verkauf, der versuchte, den verlorenen Grundbesitz wieder hinzuzukaufen und so den ursprünglichen Umfang wiederherzustellen. 1885 wurde auf den Grundmauern des alten Gutshauses das „Schloss Randau“ erbaut.

1968–1984 wurde das Schloss als Grundschule genutzt, danach wurde es „Station junger Touristen“.

1985 und 1992 erfolgten teilweise Restaurierungen des Gebäudes. Es war zunächst die Einrichtung eines Bildungszentrums geplant. Durch die Insolvenz des Investors PD Dr. Wyborski scheiterte das Projekt.

Auch danach folgende Projekte, wie z.B. eine Einrichtung für Demenzpatienten oder ein Golfhotel waren aus unterschiedlichen Gründen zum Scheitern verurteilt.

Seit über 30 Jahren steht das Schloss leer, da die Besitzerin weder einen Cent investierte, noch einem Verkauf an zahlreiche Interessenten zustimmte. Ein Trauerspiel, denn jeder Tag Leerstand bedeutet für das schöne Gebäude ein Tag mehr des Verfalls.

Nicht einmal Ihren Verkehrssicherungspflichten kam sie nach, sodass die Landeshauptstadt in bedeutendem Maße in Vorleitung gehen musste.

Die Randauer sind über die Zustände empört, denn schließlich tut es weh, ein so schönes Gebäude samt Park verfallen zu sehen.

Das könnte sich nun sehr wahrscheinlich ändern, denn verschiedene Immobilienportale berichten übereinstimmend über eine anstehende Zwangsversteigerung des Gesamtobjekts am 22.04.2024 um 10:00 Uhr im Justizzentrum des Amtsgerichts Magdeburgunter dem Aktenzeichen 38b K 28-21. Das Kurzexposé, Grundrisse und eine Bildergalerie finden sich unter https://zvg.com/#.

Wollen wir inständig hoffen, dass diese Zwangsversteigerung eine rettende Chance für unser Schloss ist und nicht seinen völligen Untergang bedeutet.