Kontroverse ums Kopfsteinpflaster
Kontroverse ums Kopfsteinpflaster
Warum sich die Stadt gegen einen Vorschlag aus Randau zur Asphaltierung der Straßen in der Ortschaft stellt
23.12.2020 von Martin Rieß
Bewohner von Randau-Calenberge möchten Ruhe auf der Straße – und dafür statt eines Holperpflasters eine Asphaltschicht. Eine Stellungnahme aus dem Baudezernat steht diesem Ansinnen kritisch gegenüber: Vier Gründe werden genannt, warum die Investition nicht notwendig sei.
Randau-Calenberge | Wer in Randau-Calenberge unterwegs ist, erlebt an vielen Stellen ein Rustikales Fahrvergnügen: Kopfsteinpflaster schüttelt Autos und Radfahrer gehörig durch. In der Ortschaft ist die Begeisterung dafür offenbar sehr verhalten.
Denn Randau-Calenberges Ortsbürgermeister Günther Kräuter hatte diese Stimmung aufgenommen und in den Stadtrat nach einem entsprechenden einstimmigen Beschluss im Ortschaftsrat einen Antrag eingebracht: Die Calenberger Dorfstraße, die Müllerbreite, ein Teil der Straße Zur Kreuzhorst und die Schlossstraße sollen instandgesetzt und mit einer Asphaltdeckschicht versehen werden.
Auf der Ortschaftsratssitzung hatte Kräuter auf den schlechten Zustand der Straßen hingewiesen. Durch Absackungen, lockere oder fehlende Pflastersteine sind Löcher in den Straßen entstanden. Weitere Ortsräte konnten verschiedene Beispiele beisteuern.
Bevor der Stadtrat aber im Februar über diesen Abtrag entscheidet, wird das Thema im Januar in mehreren Ausschüssen und Ortschaftsrat sein.
Jetzt hat auch die Stadtverwaltung ihr Votum abgegeben- und dieses dürfte den Befürwortern einer Asphaltschicht anstelle des Kopfsteinpflasters gar nicht schmecken.
In der Stellungnahme nennt heißt es zum ersten Grund für die ablehnende Haltung: „Die genannten Straßenabschnitte weisen, wie im Antrag beschrieben, einen Zustand auf, der eine gewisse Sanierung begründet, aber nicht dringend erfordert.“ Denn nach wie vor sei auf den Straßen im Osten Magdeburgs „eine erforderliche Verkehrssicherheit“ gewährleistet.
Das vorhandene Pflaster bestimmt Ortsbild
Ein zweiter Grund der Stadtverwaltung, den Vorstoß abzulehnen, fällt in den Bereich ästhetischer Überlegungen: Das Pflaster aus einem Mix an Steinen in den Farbtönen Rot, Beige und Grau erzeuge ein sehr lebendiges, warmes Bild. Dieses ist aus Sicht der Bauverwaltung zu erhalten.
In der Funktion der Straßen sieht das Baudezernat einen dritten Grund, sich gegen eine wie von Günter Kräuter befürwortete Instandsetzung der Straßen auszusprechen: Es seien reine Anlieger- und Wohnstraßen mit angrenzender Wohnbebauung von Reihen- und Einzelhäusern. Damit verbundenen sei ein geringes Verkehrsaufkommen.
Um das typische Orts- und Landschaftsbild zu erhalten, lehnt die Verwaltung eine Asphaltierung ab. Daher kämen für die Sanierung drei Möglichkeiten infrage. Zum Ersten eine Neupflasterung mit dem vorhandenen Polygonalpflaster. Dies sei die vorzugsvariante zur Erhaltung des Ortsbildes. Zum Zweiten wäre eine Neupflasterung der Straßen in Kombination mit dem vorhandenen Polygonalpflaster und einem anderen Pflaster denkbar. Damit könnte so Radfahrern eine weniger raue Oberfläche angeboten werden. Denkbar wären dafür so geschnittenes Natursteinpflaster wie es am Domplatz genutzt wurde, oder Beton-Altstadtpflaster. Die dritte Variante wäre ein reines Betonpflaster, das sich als Altstadtpflaster mit Formaten und Farbtönen in das Umfeld einfügt.
Den Haushalt der Stadt im Blick
Doch alle Sanierungsvorschläge sind mit einem hohen Aufwand verbunden. Und daraus ergibt sich der vierte Grund, warum die Stadtverwaltung dem Vorstoß aus der Elbaue ablehnend gegenübersteht: Bei der derzeitigen und zukünftigen Haushaltssituation der Stadt sei eine solch hohe Investition schwer zu vertreten.
Ob sich die Stadtverwaltung in ihrer Ablehnung jedoch durchsetzen kann, bleibt abzuwarten: Das letzte Wort hat bei solchen Investitionen der Stadtrat. Und der folgt nicht immer den Wünschen aus den Diensträumen des Oberbürgermeisters und denen der Dezernate.
Verkehr und Ziele
Verkehr: Seitdem die Gierfähre Westerhüsen nur noch für Radfahrer und Fußgänger geöffnet ist und Feld- und Forstwege laut Landesgesetz für den öffentlichen motorisierten Verkehr gesperrt sind, gibt es in Randau keinen Durchgangsverkehr mit Autos. Auch in Calenberge endet die Strecke für den motorisierten Individualverkehr hinter der Dorfstraße.
Ziele: Nach der Wende ist mit dem Biesengrund in Randau ein neues Eigenheimviertel entstanden, das nur über die holprige Müllerbreite zu erreichen ist. Ebenfalls über die Pflasterstraßen zu erreichen sind das Bürgerhaus Randau, das Steinzeitdorf und die Sophienkirche. An der Calenberger Dorfstraße befinden sich dessen Bürgerhaus und die Georgskirche. (ri)