Gründonnerstag

Gründonnerstag (auch Hoher Donnerstag, heiliger Donnerstag, weißer Donnerstag oder Palmdonnerstag) ist die deutschsprachige Bezeichnung für den fünften Tag der Karwoche bzw. der heiligen Woche (in liturgischer Zählung, beginnend mit dem Palmsonntag als erstem Wochentag). An ihm gedenken die Christen des letzten Abendmahles Jesu mit den zwölf Aposteln am Vorabend seiner Kreuzigung. Die liturgische Bezeichnung ist Feria quinta in coena Domini (‚fünfter Tag, beim Abendmahl des Herrn‘).

Der Gründonnerstag ist der Tag vor dem Karfreitag und zählt zu den drei Kartagen im engeren Sinn. Mit der Feier vom Letzten Abendmahl beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte Triduum Sacrum (oder Triduum Paschale), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag). Als Gedächtnistag des letzten Abendmahls und der damit verbundenen Einsetzung der Eucharistie durch Jesus Christus selbst kommt dem Gründonnerstag ein hoher Rang in der Liturgie zu. Da die Kartage aufgrund ihres grundsätzlichen Charakters als Tage der Trauer und des Mitvollzugs der Passion Jesu eine besondere Prachtentfaltung nicht gestatten, seit dem Vierten Laterankonzil aber ein besonderer Bedarf für die Verehrung der Realpräsenz des Leibes und Blutes Christi in den eucharistischen Gestalten entstanden war, wurde in der katholischen Kirche seit dem 13. Jahrhundert als zweites eucharistisches Hochfest das Fronleichnamsfest am zweiten Donnerstag nach Pfingsten eingeführt, das somit in einer engen Verbindung zum Gründonnerstag steht.

Der vor dem 15. Jahrhundert entstandene Name Gründonnerstag beschränkt sich im Prinzip auf das deutsche Sprachgebiet und ist auch dort nur die üblichste neben mehreren anderen Bezeichnungen. Die Fügung Grüner Donnerstag (mittelhochdeutsch grûne dunrestag oder grüene donerstac) ist bereits seit dem 13. Jahrhundert belegt. Der lateinische Terminus dies viridium (wörtlich „Tag der Grünen“ – gemeint sind die durch Absolution von den Sünden und Kirchenstrafen Befreiten, im Sinne von „Erneuerten, Frischen“) war möglicherweise nicht, wie von der Sprachwissenschaft lange angenommen, das Vorbild für diese deutsche Bezeichnung, sondern scheint erst im 17. Jahrhundert entstanden zu sein.

In der evangelischen Kirche wird der Gründonnerstag mit einem abendlichen Abendmahlsgottesdienst begangen. Dieser Gottesdienst wird in vielen Gemeinden besonders ausgestaltet. Ausgehend von der heutigen liturgischen Erneuerungsbewegung wird oft versucht, ihn im Rahmen der Karwoche als den ersten Tag des Triduum Sacrum besonders zu begehen.

Während des Triduum Sacrum wird das Läuten der bei der Gründonnerstagsliturgie verstummten Kirchenglocken bis zum „Gloria“ in der Osternacht ersetzt durch die Ratschen und Klappern, zu den Zeiten des Angelusläutens ebenso wie vor dem Beginn der Gottesdienste.

Der Artikel Gründonnerstag im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens verzeichnet eine Vielzahl von Gründonnerstagsbräuchen mit den damit verbundenen Vorstellungen des Volksaberglaubens. Neben dem schon im Zusammenhang mit der Erklärung des Namens genannten Essen von grünem Gemüse und Kräutern und der Bedeutung für die Bestellung von Feld und Garten sind noch besonders die Praktiken und Vorstellungen zu erwähnen, die sich mit den am Gründonnerstag gelegten Eiern, sogenannten Gründonnerstagseiern oder Antlasseiern, verbanden.

In vielen Gegenden ist es Brauch, am Gründonnerstag etwas Grünes zu essen. In Österreich ist es vor allem Spinat mit Spiegelei. Entgegen der verbreiteten Ansicht handelt es sich beim Gründonnerstag kirchenrechtlich um keinen strengen Fast- und Abstinenztag.