Erster Randauer Leseabend
Erster Randauer Leseabend
Zum „ersten Randauer Leseabend“ hatten Kerstin Lüddeke und Monika Rausch am Abend des 2. September in die Randauer Kirche eingeladen.
Bereits eine halbe Stunde vor Veranstaltungsbeginn fanden sich die ersten Veranstaltungsbesucher ein, die nicht schlecht staunten: die Kirchenbänke – sonst immer in Reih und Glied waren diesmal schräg der Vorlesebank vor den Stufen zum Altar zugewandt und vermittelten so ein gemütliches Bild. Fenster und Altarraum waren mit Blumen und Kerzen schön geschmückt. Dazwischen hatte Christian Rausch „seinen“ Platz, der zunächst zwischen den Vorlesungen einem Cajon, großen Vasen und anderen außergewöhnlichen Gerätschaften überraschende Töne entlockte.
Mit dem Glockengeläut um 19 Uhr begann zunächst Kerstin Lüddeke mit der Vorstellung „ihres“ Buches „Das geheime Buch der Frida Kahlo“ (übrigens nicht verwandt mit dem Calenberger Kahlo) von Francisco Haghenbeck.
„Nach dem schicksalhaften Verkehrsunfall, der Fridas Leben für immer verändern sollte, bekommt sie ein kleines schwarzes Notizbuch geschenkt, das sie fortan begleitet. In ihm schreibt sie ihre Erlebnisse auf, ihre Rückschläge, Leidenschaften und Bekenntnisse. Doch in diesem Notizbuch steckt noch mehr: Ein Geheimnis, das Frida nicht für immer bewahren kann …
Die unbändige Lebenslust einer einzigartigen Frau, ihre eindrucksvolle künstlerische Kreativität, das Gefühlschaos einer leidenschaftlichen Ehe und die Farbenpracht Mexikos – Das geheime Buch der Frida Kahlo ist ein packender Roman über das spannungsvolle Leben der berühmten Künstlerin und über ein Buch, das ein ungeahntes Geheimnis birgt.“
Noch vor der Pause, in der man sich bei einem Gläschen Wein, Saft oder Wasser über das bis dahin gehörte austauschen konnte, begann Monika Rausch mit der Vorstellung des Buches „Der weiße Neger Wumbaba“ von Axel Hacke.
„Seit ich das erste Mal darüber schrieb, wie sehr Menschen Liedtexte falsch verstehen – wie etwa in eines Lesers Ohren Matthias Claudius‘ Zeile ›der weiße Nebel wunderbar‹ zu ›der weiße Neger Wumbaba‹ wurde und so eine unvergessliche, radikal poetische Traumgestalt entstand, deren Schöpfung Claudius selbst wohl nicht möglich war – erreichte mich eine solche Flut von Leserbriefen, gefüllt mit Beispielen für falsch verstandene Liedtexte, dass ich nun der Meinung bin: Im Grunde versteht kaum ein Mensch je einen Liedtext richtig, ja Liedtexte sind überhaupt nur dazu da, falsch verstanden zu werden. Aufgabe eines Liedtexters ist es, den Menschen Material zu liefern, damit ihre Phantasie wirken kann …“
Zum Schluss trat noch der „Meister der Vasen“ Christian Rausch selbst mit einer Buchvorstellung in Erscheinung. Allerdings etwas auf Umwegen. In seinem durchaus sehr lesenswerten Buch „Sanddornzeit – Tagebuchblätter von Hiddensee“ von Hanns Cibulka * fand er nämlich einen alten Zeitungsartikel – von wem, von wann und aus welcher Zeitung war nicht mehr erkennbar. Darin ging es in sehr humoristischer Art um den Besuch des deutschen Schriftstellers, Kabarettisten und Malers Joachim Ringelnatz im Haus des deutschen Stummfilmstars Asta Nielsen auf Hiddensee.
„Als Hanns Cibulka Anfang der 60er-Jahre zum ersten Mal Hiddensee bereist, bleibt ihm die Insel fremd. Ihm, der in einer mährischen Kleinstadt im Altvatergebirge aufgewachsen war und als Kriegsgefangener auf Sizilien den geschichtsträchtigen, sonnengrellen Süden kennengelernt hatte, erscheint die spröde norddeutsche Landschaft zunächst sperrig und stumm. Doch schon bald kann er sich dem Sog dieses Stücks Erde nicht mehr entziehen und fängt an, dessen eigenwillige Natur in seinen dichten Tagebuchaufzeichnungen in Text zu übersetzen.
In der poetischen Landvermessung eines Sommers an der See finden neben der Geologie und Physik auch Windsbräute und Nebeltöchter ihren Platz, die steten Lichtwechsel und die Monochromie der Farben werden ebenso dokumentiert wie Lektüre- und Hörerlebnisse, Reflexionen über Naturtreue und Kunstwahrheit, Zivilisations- und Technikkritik. Hiddensee erscheint in diesen Tagebuchblättern als ebenso gegenwärtige wie mythische Landschaft, und nicht zuletzt als Symbol dessen, was Schutz erfordert und Bewahrung verdient.“
Damit ging ein sehr schöner, gemütlicher und unterhaltsamer Abend zu Ende, der Lust auf mehr macht. Eine Fortsetzung ist bereits für Oktober oder November als „2. Randauer Leseabend“ geplant.