Kirche & Co / Evangelische Kirche „St. Sophie“, Randau
Erst 1558 wurde im Elbdorf Randau eine Kirche errichtet. Sie wurde erbaut von Andreas von Alvensleben, dem damaligen Besitzer des Randauer Gutes. Seine Grabplatte ist erhalten und heute am Westeingang angebracht. Ob es bereits vorher ein Gotteshaus gab, ist nicht bekannt, ebenso wenig, wie die Kirche einst ausgesehen hat, da es diverse Umbauten im Laufe der Zeit gegeben hat. Die Kirche erlitt bei der Zerstörung des Dorfes 1651 durch die kaiserlichen Truppen unter Pappenheim erhebliche Schäden. Pfarrhaus mit Kapelle und die angrenzenden Ställe und Scheunen gingen wie die übrigen Randauer Häuser in Flammen auf.
Pastor Johannes Kretzschmar berichtet zur Zerstörung des Dorfes durch die Kaiserlichen Truppen:
„In der Kirchen zu Randau, welche der Belagerung der Stadt Magdeburg Anno 1631 inwendig sehr verderbet worden, also das weder altar noch Prdeigtstuel geblieben, findet amitso vorhanden zwo glocken, eine ohngefehr von zwei oder dreihalb Zentnern: die andere ein klein Stimmglöcklein.“
Nach dem 30jährigen Krieg wurde die Kirche nach und nach erneuert. 1663 erhielt die Kirche eine neue Männerbestuhlung, 1677 eine neue Frauenbestuhlung und einen neuen Patronenstuhl. 1699 wurde der Chor der Kirche unter Pfarrer Kratzenstein ausgebaut und 1735 ein 70 Fuß hoher Kirchturm mit Spitze als Holzkonstruktion errichtet. Drei Jahre später erhielt der Kirchturm zudem eine neue Turmuhr. Der Turm stand teils auf der Balkenlage der Kirche und zum Teil auf 5 Fuß dicken Giebelmauern. 1746 erfolgte eine innere Renovierung der kompletten Erneuerung der Bestuhlung und des Alters sowie dem Ausbau der Sakriestei.
Pastor Münnich (1733-1774 Pfarrer in Randau, Grabstein befindet sich an der Außenseite der Kirche) berichtet:
„Anno 1746 wurde die ganze Kirche, die zuvor mit allerlei gemählden verziert war, durch und durch notwendig renoviert. Kanzel, welche sonsten erhöhet stande und Altar, nebst Herrschaftl. Stuhle, wie auch sämtl. anderen Kirch Stühle und … Stühle neu gemacht, wie auch eine neue Sacristei.
Das samtene altar Tuch hat Patronus von Hannover geschicket und der Kirche verehret. Des Försters Degenere Hof aber hat den Taufstein bekleidet, und Joh. Mich. Koch den neuen geschenket.“
Anfang des 19. Jahrhunderts wich der Turm aus seiner senkrechten Stellung. Die Kirche war endgültig baufällig geworden. Ab 1821 begann man, die Kirche etappenweise zu erneuern.
Zunächst wurde die alte Apsis abgebrochen und auf den Grundmauern des Chorraumes wurde – eingebettet zwischen alten Bäumen und einer Wiese – einer der seltenen Ostkirchentürme errichtet, der zunächst nur zwei Stockwerke besaß.
Nach über einem Jahrzehnt wurde 1833 damit begonnen, ein neues Kirchenschiff zu bauen. Es erhielt eine beetsaalartige, weiträumige und im Grundriss quadratische Form. Dem Turm wurde anlässlich abermals notwendiger Erneuerungsarbeiten 1849 ein zusätzliches Glockengeschoss mit einer hohen Spitze aufgesetzt.
Doch die gesamte Kirche war bis 1850 in dem Maße den Witterungsbedingungen ausgesetzt und beschädigt, dass die Reparatur der Kirche im Stile des Klassizismus erfolgte. Türen und Kirchenschiff wurden neu verputzt.
1886 wurde ein neuer Westeingang angebaut, in dem ein figürlicher, mit Familienwappen versehener und im Renaissancestil gearbeiteter Grabstein für den Rittergutsbesitzer Andreas von Alvensleben (†1565) Platz fand, der die ursprüngliche Kirche gestiftet hatte.
Im Jahr 1908 erhielt die Kirche dank zahlreicher Spenden aus dem Dorf, vom Gut und von Magdeburger Bürgern eine neue Decke, eine Heizungsanlage und zwei neue Glocken.
Doch bereits 1911 zerstörte ein Blitzeinschlag von neuem den Kirchturm, der sofort ausbrannte und in sich zusammenstürzte. Die Randauer waren entschlossen, den Turm wieder aufzubauen, und bereits im Herbst stand dieser in seiner heute erhaltenen Gestalt. Auf der östlichen Fassade sind gut erhaltene Grabplatten mit Inschriften von 1730 und aus dem 19. Jahrhundert zu sehen.
Entschlossen zeigt sich das Dorf. Bald überträgt es dem Patron, der ihm vor drei Jahren die neu ausgebaute Kirche geschenkt hatte, den Aufbau des Vernichteten. Noch im Herbst des Jahres beginnt der Turm zu wachsen. Aber wie anders! Wuchtig steigt er gen Himmel, und trotzig bleibt seine Form. Jetzt entspricht er in Stil und Ausführung so ganz dem massigen Mittelschiff des Gotteshauses. Zwar findet er zunächst manche Gegner im lieben Randau, doch wird sein stilgerechter Bau sich bald die Herzen aller Einsichtigen erobert haben. Die neuen Glocken waren bei dem Brand völlig zusammengeschmolzen. Von der Familie des Kirchenpatrons zum zweiten Male gestiftet, prangen sie wieder über der neu verschönten Kirche. Und als sie nun zur Weihnachtszeit wieder ihre Stimmen erschallen ließen, da war Freude und Jubel im Randauer Herzen, und mancher gedachte der Verse, die den ehernen Mantel der einen schmücken:
„Läute Glocke, läute Frieden,
Läute Ruh in jedes Herz
Endet einst mein Tag hienieden,
Läute du mich heimatwärts!“
Am Ende des Zweiten Weltkrieges wird das Dach der Kirche leicht zerstört. Die Rote Armee nutzte die Kirche als Pferdestall.
In den darauffolgenden Jahren verwahrlost und verfällt die Kirche immer mehr.
1968 wird das Kircheninnere wieder aufgebaut. Es werden eine Decke eingebaut und zwei Emporen. Unter der rechten Empore wird eine Winterkirche eingerichtet. Die Neugestaltung des Kruzifixes und des Taufsteins erfolgte durch Künstler der Zeit.
1991/92 erfolgt die Rekonstruktion der Kirche, insbesondere durch die Erneuerung der Außenhaut mit sämtlichen Dächern. Auch der Platz um die Kirche herum wird neugestaltet und hergerichtet.
St. Sophie gilt als eines der schönsten Kirchengebäude Magdeburgs.
Weitere interessante Informationen finden Sie unter der Rubrik „Unser Ort/Unser altes Randau“ im Teil 9: „Kirchbau“
(Quelle u.a. Wikipedia)